Trainingswagen & Schlitten mit dem Hund
Teil 7 unserer Serie “Sport mit dem Hund”
[maj update=”02/02/18″][/maj]
Wir, die Mitglieder der dem VRSÖ angeschlossenen Vereine, sehen uns als verantwortungsvolle Hundehalter und -halterinnen. Dazu gehört nicht nur die besondere Obacht auf unsere wunderbaren Hunde, sondern auch die Einhaltung der gesetzlichen Regeln und Vorschriften zur Benutzung des öffentlichen Raums. Aus diesem Grunde stellen wir in einer Serie von Beiträgen diverse Sportmöglichkeiten mit Hunden unter Anbetracht der Gesetzeslage in Österreich vor. Mit Teil 7 wollen wir euch den Trainingswagen und das Schlittenfahren mit dem Hund vorstellen.
Schlitten – Kategorie D mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Eugenia Mitrofanova, Musherin: Anna Vasilenko
Schlitten – Kategorie C mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Polina Skopina-Panyukova
Schlitten – Kategorie D mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Alexey Vlasov, Musherin: Maria Monakhova
Der Trainingswagen im Frühjahr und Herbst, sowie die Königsklasse im Hundesport, das Schlittenfahren sind durch Medien und TV ja wirklich jedem bekannt. In diesem Teil werden wir nicht auf die Fahrtechniken eingehen, sondern wollen euch ein paar allgemeine Informationen über diese Sportarten näher bringen.
Eingespannt werden in der Regel 1 bis 16 Hunde. Wobei 8 beim Trainingswagen schon gewaltig ist, und 16 am Schlitten das Höchstmaß darstellen. Für 1-Hunde-Besitzer eignen sich hier die leichten “Dreiräder”, wobei man natürlich kräftig mitarbeiten muss um diese mit einem Hund am Laufen zu halten. Der Rollwiederstand im Gelände darf ja auch nicht unterschätzt werden. Die einzelnen Einspannkategorien in der Übersicht (Für Wagen und Schlitten):
Kategorie O (ab 9 Hunden, Foto: http://www.huskyvillage.it)
Diese Kategorien unterteilen sich im Regelfall auch noch in die Klassen 1, 2 und 3 bei reinrassigen Rennen. 1 steht dann für Siberian Husky. 2 für Alaskan Malamutes, Samojeden und Grönlandhunde. Die 3 kommt für andere Rassen und Nichtrassen sowie Hunde ohne Papiere zur Anwendung. Bei “offenen” Rennen, also ohne Rassereglement gibt es diese Einteilung nicht.
Wagen – Kategorie D mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Polina Skopina-Panyukova
Wagen – Kategorie C mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Polina Skopina-Panyukova, Musher: Goncharov Sergey
Wagen – Kategorie B mit Alaskan Malamutes, Russland. Foto von Polina Skopina-Panyukova, Musherin: Maria Monakhova
Zur Übersicht, unser Beitrag über die Rassen der nordischen Hunde:
https://www.nssv.at/vrsoe/?p=428
Bei der Anspannung der Hunde gibt es mehrere Möglichkeiten.
Doppelgespann (Double File/Gang Hitch): Das Doppelgespann ist eine Anspannform, die dem amerikanischen Rennsport entstammt und sich im Schlittenhundesport weltweit durchgesetzt hat. Hierbei laufen die Hunde paarweise links und rechts einer Zentralleine (gang-line). Mit dieser sind sie am Halsband über die Halsleine (neck-line) und am Geschirr über die Zugleine (tug-line) verbunden. Die Halsleine dient dazu, den Hund in der Spur zu halten, die Zugleine dazu, die Zugkräfte auf die Zentralleine zu übertragen. An der Spitze des Gespanns läuft der Leithund meist allein, es gibt aber auch Gespanne mit einer Doppelspitze. Das Gespann ist in sogenannte Sektionen unterteilt. Eine Sektion besteht aus den zwei nebeneinander laufenden Hunden. Die vorderste Sektion ist die Leitsektion (mit dem/den Leithund(en)), die hinterste die sogenannte Wheelsektion, in der typischerweise die stärksten Hunde laufen. Dazwischen reihen sich Team- und Swingsektionen, sofern mehr als 4 bzw. mehr als 6 Hunde gefahren werden.In Europa wird generell im Double-File System gefahren. Dabei werden die Hunde in Zweierreihen an einer gemeinsamen Zentralleine eingespannt. Eine andere Einspannart ist beim Schlitten- oder Wagenfahren nicht erlaubt.
Tandemanspannung (Single File/Single Tandem Hitch): Tandemanspannung bedeutet nicht, dass zwei Hunde nebeneinander laufen, sondern dass sich die Hunde hintereinander zwischen zwei Seitenleinen (Tandem) gruppieren. Dadurch dass das Gespann nur einen Hund breit ist, ist es fähig, schmale Waldwege und zugefrorene Bachläufe zu befahren. Diese Art der Anspannung kommt bei Arbeitsschlitten in bewaldeten arktischen Regionen vor. Sie wird auch für Pulkas (kleine Materialschlitten ohne Führer) verwendet, typischerweise höchstens mit zwei bis drei Hunden.
Fächeranspannung (Fan Hitch): Bei der Fächeranspannung ist jeder Hund einzeln mit einer Leine an den Schlitten gebunden. Die Tiere laufen in einer Fächerformation vor dem Schlitten her. Diese Form der Anspannung ist die ursprünglich bei den Nomadenvölkern des hohen Nordens verwandte. Hier wurden die Hunde sowohl als Schlittenhunde als auch als Jagdhunde benutzt. Verfolgte der Jäger nun ein Beutetier mit dem Schlitten, so konnte er gezielt einzelne Hunde vom Schlitten lösen und als Jagdhunde einsetzten, ohne dabei Zeit zu verlieren. Ungeeignet ist die fächerförmige Anspannung für stark bewaldete Gebiete, da das Gespann zu breit läuft, um schmale Wege zwischen den Bäumen zu nehmen. Falls jedoch ein Hund in Eis einbricht, reißt er nicht das ganze Gespann mit ins Verderben. Fan Hitch kann mit maximal etwa sechs Hunden verwenden werden.
Die Zuggeschirre der Hunde unterscheiden sich bei den Anspannarten nur bei der Tandemeinspannung. Da die Hunde zwischen den beiden Zugleinen (oder bei der Pulka den Zugstangen) laufen, werden diese an einem PULKA-Geschirr an speziellen Ösen links und rechts vom Hund befestigt. Beim Doppelgespann und der Fächeranspannung werden die üblichen Zuggeschirre (X-Back, H-Back, V-Back) verwendet.
Weit schöner als jedes Rennen ist es, mit den Hunden auf “Trappers Pfaden” unterwegs zu sein. Die Natur und die Ruhe genießen, und mit dem Team die Gegend erkunden.
Das Schlittenhundeteam besteht in der Regel aus folgenden Sektionen:
Leader: Die Leader sind die Verbindung zwischen Musher und Gespann. Die Leader sind jene Hunde, die ganz vorne die Anweisungen ihres Mushers ausführen und das Team leiten. Die Ansicht, dass es besondere Hunde sind, ist unserer Meinung nach falsch. Jeder einzelne Hund kann für diese Position ausgebildet werden. Wie sonst würde bei es bei kleinen Gespannen funktionieren. Selbst beim Bikejöring muss der Hund Kommandosicher wie Leader sein.
Swing-Dogs: Die Swing-Dogs sind normalerweise bei langen Teams die beiden Hunde hinter den Leadern. Sie helfen mit, Kurven gut anzufahren. Prinzipiell wird ja der Schlitten nicht vom sogenannten “Musher” gelenkt, sondern durch den Zug der Hunde. Da bei langen Gespannen die mittleren Hunde in das Innere einer Kurve gezogen werden, sorgen die Swinger dafür, dass dieser Effekt nicht zu stark ist und das ganze Team gut um die Kurve kommt.
Team-Dogs: Die Team-Dogs kommen im regelfall zwischen Swing-Dogs und den Wheelern zum Einsatz.
Wheeler: Das sind die Stärksten Hunde im Team, und werden direkt vor dem Wagen oder Schlitten eingespannt. Logischerweise sind bei der Kategorie D die Wheeler auch die Leithunde. Die Anforderungen an diese Hunde ist entsprechend größer als bei längeren Teams.
Die Zusammensetzung eines Gespanns variiert natürlich mit der Anzahl der Hunde. Hier noch zur besseren Ansicht als Grafik (Quelle: Wikipedia), ein Kategorie-O-Team:
Wie ihr aus dem Text der Grafik schon ersehen konntet, werden die Rennen in Sprint- und Langdistanzrennen unterteilt. Es gibt dazwischen auch noch die Mitteldistanz. In Europa erstrecken sich die Renndistanzen zwischen 7 und einigen 100 Kilometern.
Wer sich für internationale Schlittenhunderennen interessiert, und auf EM und WM-Titel scharf ist der muss beachten, dass er dies nur in zwei Klassen kann. Erstens mit Nicht-Nordischen Hunden und Nordischen ohne Papiere auf sogenannten “offenen” Rennen. Hier sind weder die Rasse noch die Papiere wichtig. Nur die Geschwindigkeit zählt, und mit Nordischen seid ihr da ohnehin auf der Loserseite wenn sie gegen die “Jagdhunde” antreten müssen. Zweitens könnt ihr auf reinrassigen Rennen in der sogenannten Gästeklasse antreten. Auch hier sind Rasse und Papiere egal. Drittens: Für EM- und WM-Titel braucht ihr jedoch das Pedigree (Zuchtpapiere) und die Mitgliedschaft in einem Verein der entweder WSA oder FISTC angehörig ist. Doch heutzutage sind diese Titel bedingt durch geringe Starterzahlen und auch taktische Teilnahmen durch die Starter nicht einmal mehr das Papier wert auf denen sie stehen.
Die schönsten Rennen sind Touren. Dabei geht’s nicht um die schnellste Zeit, sondern um das Befahren des Trails und die Gemeinschaft in der Gruppe nach der Fahrt.
In letzter Zeit hat sich auch viel an “Neuerungen” im Schlittenhundesport eingeschlichen, denen wir sehr skeptisch gegenüber stehen. Dazu gehören die Zentralleinen die mit Glasfiberstangen verstärkt werden, und auch die Spreizhölzer auf den Zentralleinen, die die einzelnen Zugleinen auseinander halten und so das “Schräglaufen” der Hunde vermindern soll. Wir sagen halt: Nicht alles was in Alaska eingesetzt wird ist auch wirklich gut. Draufkommen muss ohnehin jeder selbst, und wissen was er tut auch.
Am Schlitten selbst wird bei MD und LD Rennen die sogenannte “Sicherungsleine” verwendet, die verhindern soll, dass wenn man stürzt, das Team abhaut. Von den meisten Mushern als Blödsinn abgetan, zeigen die Fotos von solchen Rennen sehr wohl, dass diese Sicherungsleinen verwendet werden und in manchen Rennregeln sogar vorgeschrieben sind. Aber im Dummschwätzen waren viele schon immer gut. Merkt Euch: Es gibt Jägerlatein, Anglerlatein und noch schlimmer: Das Musherlatein. Die sogenannte “Szene” (damit ist dann meist die Sprintszene gemeint) kann man ohnehin vergessen. Zu viel Neid und Missgunst sind vorherrschend.
Gesetze und Regeln sind ebenfalls einige zu beachten wenn ihr euch in den Rennbereich verirren solltet. In erster Linie gilt das Tierschutzgesetz des jeweiligen Landes in dem ein Rennen veranstaltet wird. Dann folgen die Rennregeln der Verbände und Vereine. In Österreich kommen das Tierschutzgesetz, die 2. Tierhalteverordnung und das “Merkblatt Schlittenhunderennen” der Tierschutzombudspersonen zur Anwendung. Zu finden auch auf unserer Seite:
https://www.nssv.at/vrsoe/?page_id=18
Anmerkung: Das “Merkblatt Schlittenhunderennen” ist so eine halbgesetzliche Sache, zusammengewürfelt aus Tierschutzgesetz und Veranstaltungsgesetz, erstmals von der TSchO-NÖ Lucia Giefing herausgebracht und dann von den anderen TSchO’s in gegenseitiger Absprache übernommen. Gültigkeit erreicht dieses Merkblatt nur dann, wenn eine Schlittenhunde-Veranstaltung angemeldet wird, und die zuständige Bezirkshauptmannschaft (VET-Abteilung) dieses als Beilage verpflichtend macht! Und dann wäre noch anzumerken, dass in letzter Zeit so derart viel in den Schlittenhundesport per Gesetz eingegriffen wurde dass es schon wieder lächerlich ist, denn keines der Gesetze wird wirklich kontrolliert und sanktioniert. Womit wir uns natürlich fragen, wozu sich einige selbsternannte Tierschutzexpertinnen in der Gesetzgebung wichtig machen, und Gesetze durchpressen, die dann wertlos sind. Auch die Zusammenarbeit zwischen diesen Stellen und den Verbänden und Vereinen in Österreich ist praktisch nicht gegeben, da vervorzugt nur ein kleiner Kreis davon informiert oder befragt wird. Die Ergebnisse die dann hervorgebracht werden, sind dann meist eine reine Sekkiererei von allen.
Die Schlittenarten wollen wir hier auch noch schnell vorstellen. Es gibt ja am Markt einiges, und je nach Verwendungszweck unterscheiden sich auch die Bauformen der einzelnen Schlitten. Hier eine kleine Übersicht:
Kickspark. Ist zwar kein wirklicher Schlitten, aber für den Sport mit einem Hund wohl tauglich. Wir kennen das Teil nicht, möchten es auch aber nicht vorenthalten. (Bildquelle: http://www.kickbike.com)
Speedy. Ein leichter Hundeschlitten von RSS, der die Canicross-Szene ansprechen soll. 1 Hund geeignet. (Bildquelle: http://www.hundeschlitten.at)
Mini Spyder. Ein Hundeschlitten für 1-2 Hunde oder Hobbyfahrer ohne Rennambitionen, sowie Kids. (Fotoquelle: http://www.hundeschlitten.at)
Spyder-Carbon, ein Sprintschlitten. Dieser Schlitten der gehobenen Klasse ist für Gespanne von D bis A geeignet. (Fotoquelle: http://www.hundeschlitten.at)
Danler Grand Odyss, MD und LT-Schlitten. Für lange Rennen und große Gespanne gedacht und geeignet. (Fotoquelle: http://www.danler-sleds.com)
Ein Toboggan von František CHLAŇ (CZ). Für Longtrail und große Gespanne. Wurde aber auch mit 2 Hunde schon gefahren. Toboggans sind Holzschlitten die auch eine Menge an Lasten transportieren können. (Fotoquelle: C. Veigl, Hersteller: http://www.sled.cz)
Die Bremsen eines Schlitten bestehen aus der Bremsmatte und der Krallenbremse. Zum Festmachen und Sichern der Schlitten am Trail bedient man sich der Schneeanker: 1 Stück für 1-4 Hunde, darüber 2 Stück je Schlitten.
Bei den Wagen gibt es ebenfalls verschiedene Bauarten. 3rädrige und 4rädrige Trainingswagen. Wer googelt wird schnell unzählige Hersteller finden, und wir ersparen uns hier die Auflistung. Einzig die Anmerkung, dass Wagen mit nur 3 Rädern für kleine Gespanne bis maximal 4 Hunde verwendet werden sollten, und danach die schweren 4rädrigen. Bei manchen Rennen gibt es Gewichtsvorgaben für die Wagen, alsauch die Vorgabe dass ein Schlittenhundetransportsack vorne vorhanden sein muss. Wer also auf Rennen fahren will, sollte sich immer vorher schlau machen und die jeweils angewendeten Rennregeln studieren.
Hadhi-Dogtrike in zwei Bauarten. (Fotoquelle: https://www.petra-ruge.de)
Schwerer 4rädriger Trainingswagen von František CHLAŇ (Fotoquelle: http://www.sled.cz)
Egal ob Wagen oder Schlitten: BITTE verwendet IMMER einen Schutzhelm! Kopfverletzungen bei Stürzen sind nicht lustig, und es gab schon viele schwere Verletzungen aufgrund von falscher Eitelkeit.
Solltet ihr Fragen zu diesem Thema haben, dann wendet euch an uns. Wir helfen euch gerne weiter! Auch wenn ihr nicht Mitglied bei uns seid.
VRSÖ – Dem Sportnachwuchs in seinen Mitgliedsvereinen verpflichtet!
Mailadresse für eure Fragen: office[at]nssv.at